Boat Race 2015: Zwei Wikinger mit Chancen auf Platz im Cambridge-Achter

Zwei Ruderer des Wiking Linz, Clemens Auersberg und Alex Leichter haben als erste Österreicher eine sehr große Chance, im Cambridge-Achter an der legendären Ruderregatta gegen Allzeitrivalen Oxford teilzunehmen!

Noch nie ist ein Österreicher in einem der beiden legendären Achter der Spitzen-Universitäten Cambridge oder Oxford gesessen. Nun haben zwei Österreicher - Ruderer des RV Wiking Linz – die realistische Chance, sich diesen Traum zu erfüllen. Clemens Auersberg und Alex Leichter studieren an der Cambridge University und stehen zur Zeit im stressigen Endauswahlverfahren für das Rennen der Rennen am 11. April 2015!

Der Startschuss für die Boat Race Kampagne ist jedes Jahr ein 2000 Meter Rennen auf dem Ergometer. Dieses Jahr kamen knapp 60 Sportler in der Hoffnung, die erste Hürde in Richtung Blue Boat und Goldie zu meistern. Das Blue Boat ist Cambridges erste Mannschaft, das zweite Boot teilt den Namen mit dem Cambridge Bootshaus und heißt Goldie, benannt nach einem legendären Cambridge Ruderer. Die nächsten zwei Monate waren dem Grundlagenausdauer Training und der Selektion gewidmet. Es wurde viel Zeit im 2- verbracht, und 3 Tage lang wurde in so genannten „seat races“ festgestellt, wer eine realistische Chance hat, sich für einen der 16+2 Plätze gegen Oxford am 11. April 2015 zu qualifizieren.

Erster Vergleich der beiden Elite-Unis

Am 1. November gab es dann den ersten Vergleich mit anderen Ruderteams im Fours Head in London. Hunderte Sportler fahren den Boat Race Kurs in umgekehrter Richtung in verschiedenen Vierer-Variationen (4-, 4x und 4+) in Form eines Einzelzeitfahrens. Oxford hat mit einem Sieg ihres ersten Vierers gezeigt, dass sie auch dieses Jahr nicht zu unterschätzen sind. Cambridge konnte allerdings mit einer konstanten Leistung von allen Booten überzeugen. Das Fours Head ist die einzige Gelegenheit für Oxford und Cambridge, sich vor dem Boat Race miteinander zu vergleichen. Das nächste Mal stehen sich die Sportler im April auf der Startlinie gegenüber.

Nach dem Fours Head wird zum ersten Mal der Achter ausgepackt, und die Trainer stellen zwei ziemlich gleich starke Mannschaften für Trial Eights zusammen. Trial Eights ist der offizielle Testlauf für das Boat Race, mit Presse und Schiedsrichter genau wie beim richtigen Rennen. Allerdings fahren nicht Oxfords und Cambridges erste und zweite Boote gegeneinander, sondern beide Teams schicken zwei annähernd gleichschnelle Mannschaften aufs Wasser, die dann gegeneinander um einen internen Sieg fahren. Trial Eights bietet eine einmalige Möglichkeit für die Sportler, zu sehen, wie das Rennen am 11. April ablaufen wird. Die Trainer können diese Chance nutzen, Kombinationen auszuprobieren um festzustellen, welche schnell sind und welche weniger gut funktionieren.

Trainingslager in Spanien

Der nächste Höhepunkt ist das Trainingslager in Banyoles (Spanien). Dort wird wieder viel Zeit im 2- verbracht, und es werden zum ersten Mal Kombinationen für Blue Boat und Goldie ausprobiert. In den verbleibenden drei Monaten bis zum Boat Race werden die Mannschaften fixiert und sowohl Oxford als auch Cambridge bereiten sich akribisch auf den 11. April vor.

Zum Studieren ins Ausland

Der Ruderverein Wiking Linz hat heuer zwei Sportler, für die der Traum vom Boat Race noch lebt. Alexander Leichter und Clemens Auersperg waren im bisherigen Selektionsprozess erfolgreich und haben sich damit im Kampf um einen Platz im Blue Boat oder Goldie gut positioniert. Beide haben vor zehn Jahren beim Wiking Linz das Rudern gelernt und haben den Wiking bei Staatsmeisterschaften sowie Junioren- und U23 Weltmeisterschaften vertreten, bevor es zuerst den Clemens und dann den Alex ins Ausland gezogen hat.

Linzer als President des Uni-Ruder-Clubs

Alex hat schon Erfahrung mit dem Boat Race, nachdem er 2013 und 2014 als ein Goldie gegen Oxford gefahren ist. Heuer ist er der „President“ (Kapitän) vom Cambridge University Boat Club. Alex studiert Land Economy und wird im Juni abschließen.

Für Clemens ist es das erste (und einzige) Jahr in Cambridge. Nachdem er im Mai seinen Abschluss von der Columbia University in New York feierte, hat er beschlossen, seinem Vereinskollegen Alex nach Cambridge zu folgen und dort seine Ruderkarriere fortzusetzen. Clemens macht einen MPhil in Mangement auf der Cambridge Judge Business School und wird ebenfalls im Juni abschließen.

350.000 Zuschauer vor Ort, Millionen vor dem Fernseher

Es bedarf vieler Stunden Training um sich für das Boat Race zu qualifizieren. Das Boat Race ist anders als alle anderen Ruderrennen. Es ist eher vergleichbar mit einem Boxkampf am Wasser. Zwei Boote fahren gegeneinander bis entweder ein Boot der Geschwindigkeit vom ersten Boot nicht mehr standhalten kann oder der Kampf bis zur Ziellinie reicht und dort ein Boot die Nase (in diesem Fall den Bug Ball) vorne hat. Da kann es auch schon mal zu unmittelbarem Kontakt kommen. Und die Medienaufmerksamkeit ist deutlich höher als bei gewöhnlichen Regatten. Bei keinem anderen Rennen gibt es 350,000 live Zuschauer und zwei Helikopter, die das Rennen an weitere Millionen vor dem Fernseher übertragen. Allerdings dürfen sich nur Vollzeit Studenten dieser Herausforderung stellen. Und als Europas beste Universität sind Cambridges Erwartungen an ihre Studenten nicht gerade klein. Die größte Herausforderung für Alex und Clemens ist es daher, die Balance zwischen 6 Stunden Training am Tag sowie Prüfungen und Projektarbeiten zu finden.

Rückkehr nicht unwahrscheinlich

Alex und Clemens spielen beide mit dem Gedanken, nach dem Boat Race nach Österreich zurückzukommen und sich im 2- der internationalen Konkurrenz zu stellen. Dass sie gemeinsam schnell sein können haben sie beim Trial Eights bewiesen, als Alex und Clemens die Plätze 4 und 6 des siegreichen Bootes besetzten.

Foto (c) Miles Willis