Foto (c) Thomas Mesic
Coastal Rowing hebt sich in mehreren Punkten vom klassischen Rudersport ab. Im Mittelpunkt steht das Rudern auf offenem Meer, oft bei starkem Wellengang und Wind – Bedingungen, die diesen Sport besonders herausfordernd und spannend machen. Mit seinen zwei Disziplinen vereint Coastal Rowing temporeiche Kurzstreckensprints und ausdauernde Langstreckenrennen zu einem fesselnden Gesamterlebnis. Die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Elementen Wasser und Luft sowie die engen Start- und Zielphasen verleihen dieser Disziplin eine besondere Dynamik und machen sie zu einer spektakulären Bereicherung für das olympische Programm 2028.
Im Vergleich zu den schmalen Flachwasserruderbooten sind Coastal-Boote speziell für die Herausforderungen des offenen Meeres konzipiert: Sie sind robuster, stabiler und widerstandsfähiger gegenüber Wellengang und Wind. Charakteristisch für Coastal-Boote ist ihre deutlich breitere Bauweise sowie ein offenes Heck, das es ermöglicht, eindringendes Wasser während des Ruderns ungehindert wieder abfließen zu lassen.
Zudem sind Coastal-Boote schwerer als ihre Flachwasser-Pendants: Ein Einer wiegt rund 35 kg, ein Doppelzweier etwa 60 kg und ein Doppelvierer mit Steuerperson bringt mindestens 150 kg auf die Waage.
Beach Sprint
Der Beach Sprint ist ein spannendes Kurzstreckenrennen, das mit einem etwa 50 Meter langen Sprint am Strand beginnt. Ziel dieses Sprints ist das im Wasser liegende Boot, welches von zwei sogenannten Boathandlern bereitgehalten und positioniert wird. Nach dem Erreichen des Boots erfolgt ein zügiger Einstieg, woraufhin ein Slalomkurs über eine Distanz von 250 Metern um drei Bojen absolviert wird. An der letzten Boje wird das Boot um 180 Grad gewendet, bevor es auf direktem Kurs über weitere 250 Meter zurück in Richtung Strand geht.
Nach dem Anlanden wird das Boot verlassen, und ein abschließender Sprint über den Strand ins Ziel entscheidet das Rennen.
Wichtig: Pro Boot muss nur eine Person den Strandlauf vor und nach dem Ruderteil absolvieren. Das bedeutet, die restlichen Teammitglieder dürfen sich bereits vor dem Start mit den Boathandlern am Boot aufhalten und beim Startsignal direkt einsteigen. Auch beim Zieleinlauf reicht es aus, wenn ein/e SportlerIn der Mannschaft den abschließenden Strandlauf übernimmt.
Aufstiegsmodus
Den Auftakt bildet ein Einzelzeitfahren, bei dem der Kurs statt einer 180°-Wende zwei 90°-Wendepunkte enthält. Die acht schnellsten Boote dieser Runde qualifizieren sich direkt für die Knockout-Phase. Die übrigen Boote erhalten in einer zweiten Qualifikationsrunde eine weitere Chance – hier können sich nochmals acht Boote für das Achtelfinale (Top 16) qualifizieren.
Ab diesem Punkt geht es im direkten 1-gegen-1-K.o.-Modus weiter: Das schnellste Boot aus dem ersten Zeitlauf tritt gegen das langsamste qualifizierte Boot aus dem zweiten Lauf an – und so weiter.
Zwischen den Einzelzeitfahren und den Knockout-Rennen liegen in der Regel mehrere Stunden Pause. Ab dem Viertelfinale jedoch folgen die Rennen in deutlich kürzeren Abständen: Auf das Viertelfinale folgen direkt das Halbfinale sowie das kleine (Finale B) und große Finale (Finale A).
Der Endurance-Bewerb ist ein Langstreckenrennen über einen mit Bojen markierten Kurs auf offenem Meer – wahlweise 4 km oder 6 km lang. Die Vorläufe sowie das B-Finale werden über 4 km ausgetragen, während das A-Finale über die volle Distanz von 6 km geht. Diese Disziplin stellt hohe Anforderungen an die Ausdauer und Navigationsfähigkeit der AthletIinnen.
Start und Ziel können je nach örtlichen Gegebenheiten entweder an Land oder im Wasser liegen. In beiden Fällen erfolgt der Start als Massenstart mit maximal 18 Booten.
Start vom Strand: Die TeilnehmerIinnen stehen neben dem Boot, steigen beim Startsignal ein und beginnen mit dem Rennen.
Ziel am Strand: Nach dem Ruderkurs landet das Boot am Ufer und ein Teammitglied sprintet ins Ziel.
Start/Ziel im Wasser: Hier markiert eine imaginäre, mit Bojen gekennzeichnete Linie den Start- bzw. Zielbereich. Diese Linie darf in der letzten Minute vor dem Rennen nicht mehr überquert werden. Die letzten drei Minuten vor dem Start werden durch visuelle und akustische Signale vom Schiedsrichterboot angezeigt.
Wichtig: Die Schiedsrichter greifen weder bei der Startaufstellung noch während des Rennens aktiv ein. Die korrekte Positionierung des Bootes liegt vollständig in der Verantwortung der Mannschaft.
Boathandler übernehmen im Coastal Rowing eine zentrale Rolle und sind maßgeblich für einen reibungslosen Ablauf des Rennens verantwortlich.
Vor dem Start tragen sie das Boot ins Wasser und bringen es in Position, sodass die Athlet:innen schnell und sicher einsteigen können. Dabei richten sie den Bug des Bootes aus und stabilisieren es gegen Wind und Wellen, um einen sauberen Start in die richtige Richtung zu ermöglichen. Zusätzlich können sie dem Boot beim Start einen Schub geben, um die Anfangsbeschleunigung zu unterstützen.
Während des Rennens unterstützen Boathandler ihre Mannschaft durch gezielte Handzeichen und akustische Signale, um die Orientierung auf dem Kurs zu erleichtern.
Nach dem Rennen empfangen sie das ankommende Boot, ohne den Ausstieg der Athlet:innen zu behindern, und tragen es sicher zurück an Land.